Es gibt viele Dinge die ich nicht hören möchte, übermäßiges positives Denken gehört dazu, denn die Positivierung von unserem Leben führt in den seltensten Fällen zu Glück. Glück erfährst Du eher durch Flow – und dann nimmst Du den gar nicht wahr, oder durch Erfolge, Familie und Mindfulness, also dem im Moment sein. Positives Denken ist in den meisten Fällen eher kontraproduktiv, da es ein „fixed Mindset“ ist und weniger auf Wachstum oder Problemlösung bedacht ist.
Vorteile von negativem Denken
Bob Knight ist einer der erfolgreichsten College-Basketball Coaches und wahrlich kein Anhänger des positiven Denkens. Für ihr gibt es nur die Perfektion und diese ist nicht zu erreichen. Ziemlich treffend ist also auch der Titel seines Buches „The Power of Negative Thinking“. Als langjahriger Basketballer haben mich viele der Beispiele besonders angesprochen, aber seine Erfolgsregeln sind sehr pragmatisch und entgegen der ganzen Selbsthilfegrurus hat er Dir auch nichts zu verkaufen – sondern war auf den Erfolg seiner Teams bedacht.
Erfolg mit negativem Denken
Sein negatives Denken hat viel mit einem Pre-Mortem zutun: „Was wäre wenn?“. Er ist immer darauf bedacht zu planen, eine Strategie zu entwickeln und sich an die Situationen bestmöglich anzupassen. Dabei schwingen immer Worte der Warnung mit, aber auch Vertrauen auf die im Vorfeld geleistete Arbeit. Ein paar seiner Grundsätze aus dem Buch sind:
- Konzentriere Dich nicht nur auf das was Du willst – sondern auf das was Du nicht willst. Wie Charlie Munger sagte: Sage mir wo ich sterben werde und ich gehe dort niemals hin.
- Arbeite mit wenn-dann Formeln, wenn wir X machen wird Y passieren, wenn Y scheitert machen wir Z.
- Niemand will mehr gewinnen als der Andere – im Spiel kommt es nicht darauf an wer es mehr will – niemand will verlieren. Es kommt darauf an, wer sich mehr darauf vorbereiten will, wer die Zeit vor dem Spiel reinsteckt und wer die Strategie so ausrichten kann, dass auch ein Underdog gewinnt. (Abgesehen von Vorteilen in der Genetik und Prädisposition)
- Die größte Gefahr ist nicht die Niederlage, sondern ein Sieg kurz vor dem Ende – danach ist es besonders schwer die Motivation für ein Team zu finden, um gute Gegner zu besiegen.
- Vermeide es Fehler zu machen und konzentriere Dich auf die Stärken Deiner Spieler. Eine gute Freiwurfquote kommt dadurch zustande, dass möglichst viele gute Freiwerfer viele Freiwürfe bekommen – und nicht die schlechten Freiwerfer.
- Das Ziel ist es nicht schwere Körbe zu treffen, sondern möglichst viele einfache Körbe zu machen. Eine gute Base-Rate ist wichtiger als ein glückliches Händchen.
- Halte Dich zurück – je mehr Du über Deinen Gegner sagst, umso mehr wirst Du ihn motivieren – gerade wenn Du der Favorit bist.
- Du kannst nicht immer 100% geben. Je länger die Saison dauert umso kürzer werden die Trainingseinheiten, damit die Spieler für die wichtigen Spiele fit sind. Es ist oft schwerer weniger zu machen und Dich auf das Wichtige zu konzentrieren.
- Du musst auf die Spieler vertrauen – und wie Du sie vorbereitet hast. Es bringt Dir nichts ein Timeout zu nehmen um einen besonderen Spielzug zu planen, anstatt auf die Fähigkeiten Deiner Spieler zu vertrauen. Nach einem Timeout ist auch Dein Gegner aufgestellt und schwerer zu durchbrechen anstatt durch internalisierte Prozesse.
- Du kannst Tricks, Techniken und Spielzüge lernen – oder auf Situationen reagieren, so war Knight bekannt dafür das er seinen Spieler auf die Positionen der Defense einstellte anstatt nur Systeme laufen zu lassen und somit eine agile Offense beführwortete.
Ein gelungenes Buch, wenig Fluff, viele Erfahrungen aus 902 Siegen und 371 Niederlagen, was immerhin auf einer Siegesrate von fast 71% hinausläuft. Eine ziemlich gute Base-Rate. Erfolg hat einen Preis und so ist Bob Knight kein Trainer ohne Kontroversen und so ist sein Wikipediaeintrag wunderbar nach den Jahrzehnten und seinen „Vergehen“ aufgeteilt, so hat er nicht nur einmal die Hand erhoben hat.